Was bedeutet Nachhaltigkeit und Upcycling

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Resourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Sytseme (vor allem von Lebewesen und Ökosystemen) gewährleistet werden soll. Im entsprechenden englischen Wort sustainable ist dieses Prinzip wörtlich erkennbar: to sustain im Sinne von „aushalten“ bzw. „ertragen“. Mit anderen Worten: Die beteiligten Systeme können ein bestimmtes Maß an Ressourcennutzung „dauerhaft aushalten“, ohne Schaden zu nehmen. Das Prinzip wurde zuerst in der Forstwirtschaft angewendet: Im Wald ist nur soviel Holz zu schlagen wie permanent nachwächst. Als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkannt wurde, dass alle Rohstoffe und Energievorräte auf der Welt auszugehen drohen, ging sein Gebrauch auf den Umgang mit allen Ressourcen über.

In seiner ersten und älteren Bedeutung weist „nachhaltig“ als Adjektiv oder bei adverbialem Gebrauch darauf hin, dass eine Handlung längere Zeit anhaltend wirkt. Beispiel: Die (ungeregelte) Ressourcennutzung führt über längere Zeit zum Verlust der Ressourcen. Da das oben genannte Handlungsprinzip das Gegenteil, nämlich die Ressourcenerhaltung trotz Nutzung zum Ziel hat, ist darauf zu achten, dass die erste und die hinzugekommene Bedeutung zueinander nicht widerspruchsfrei sind

Wieso sind Upcycling und Reparieren so wichtig?

Dass wir unseren (Plastik)-müll reduzieren müssen, haben wir verstanden, aber noch nicht im Griff. Elektrogeräte vor der Mülldeponie zu retten, hat eine besonders große Wirkung: Werden sie zu neuem Leben erweckt, schrumpft nicht nur der Haufen an Elektroschrott. Auch werden weniger neue Geräte produziert, was den CO₂-Ausstoß verringert. Zusätzlich schadet die Rohstoffgewinnung für neue Elektronik der Umwelt.
 
Würde die Lebenszeit aller in der EU vorhandenen Waschmaschinen, Notebooks, Staubsauger und Smartphones um ein Jahr verlängert werden, könnten, gemäß einer Studie des Europäischen Umweltbüros, vier Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden. Laut dem im Dezember 2019 veröffentlichten „Green Deal“ der Europäischen Union sollen Reparatur und Wiederverwertung einen wichtigen Beitrag leisten, um Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Deshalb ist es auch so wichtig, Kindern Nachhaltigkeit zu vermitteln.
 
Künftig soll es sogar ein „Recht auf Reparatur“ geben. Damit müssen Produkte so konstruiert sein, dass man sie reparieren kann. Aber wie setzt man das „Recht auf Reparatur“ im realen Leben um? Wir zeigen die Bandbreite, von Repair Cafés bis hin zu Online-Plattformen, die dazu beitragen, unsere innere Tüftlerin zu wecken.


Was versteht man unter Upcycling?

Unter Upcycling versteht man eine spezielle Form des Recyclings. Das Entscheidende dabei: Die verwendeten Stoffe werden nicht nur wiederverwendet, sondern dadurch sogar aufgewertet. Upcycling kann von professionellen Werkstücken, Kunstwerken bis hin zu Basteleien mit Kindern alles beinhalten. Der Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt. Kein Wunder, dass sich das Konzept großer Beliebtheit erfreut und man online mit wenigen Klicks unzählige Ideen und Anleitungen dazu findet.

1. Beim Kauf die Reparaturmöglichkeiten berücksichtigen

Achten Sie bereits bei der Anschaffung eines elektronischen Geräts darauf, ob es später repariert werden kann. So hält beispielsweise der Lithium-Ionen-Akku eines herkömmlichen Smartphones, laut iFixit, bei starker Nutzung durchschnittlich zwei Jahre lang. Telefone mit leicht austauschbaren Akkus haben demnach eine mindestens doppelt so hohe Lebensdauer. Ebenfalls sinnvoll ist es, beim Neukauf eher zu einfachen Geräten zu greifen. Sie sind meistens langlebiger, weil sie weniger Zusatzfunktionen und damit weniger mögliche Fehlerquellen haben. Auch eine Versicherung für Elektrogeräte kann einem voreiligen Entsorgen entgegenwirken: Oftmals übernehmen Versicherungen bei Schäden zumindest einen Teil der unter Umständen recht teuren Reparaturkosten.


2. Weniger Neues kaufen

Für ein nachhaltiges Leben ist das Umdenken beim Konsumverhalten mindestens genauso wichtig wie Kaputtes zu reparieren oder nach Ideen für Upcycling zu suchen. Das heißt: bestehende Geräte so lange wie möglich nutzen und gut warten. Neues nur dann anschaffen, wenn es unbedingt notwendig ist. Oder auch gebrauchte Geräte kaufen, das schont zudem die Geldbörse. Haushaltsgeräte, wie Waschmaschinen und Trockner, kann man mittlerweile sogar langfristig mieten. Generell gilt: Sich selbst (und auch seinen Mitmenschen) in Erinnerung zu rufen, dass übertriebener Konsum – oft auch durch die Werbung angeregt – nichts Normales ist. Es sollte also auch nicht zur Norm werden. Wer selbst darauf achtet, Produkte möglichst lang nutzen zu können, wird möglicherweise sogar sein Umfeld inspirieren, es ihm gleichzutun.


3. Repair Cafés nutzen

Zehn Jahre nach ihrer Gründung in Amsterdam umfasst die europaweite „Stiftung Repair Café“ heute knapp 2.000 Gruppen in 35 Ländern. Auch in Österreich gibt es, laut Repa-net, dem Netzwerk für Re-Use und Reparatur in Österreich, mehr als 150 Projekte. Rund 3.000 Freiwillige reparieren jedes Jahr gemeinsam mit mehr als 63.000 Café-Besuchern rund 46.000 Gegenstände. Die Folge: Das spart jährlich rund 1.110 Tonnen CO₂-Äquivalente und 210 Tonnen Abfall. Außerdem verbindet das gemeinsame Werkeln. „Repair Cafés schaffen soziale Lernräume, in denen praktisches Wissen rund um Reparatur weitergegeben wird – generationenübergreifend“, sagt Repa-Net-Geschäftsführer Matthias Neitsch.


4. Sich online zum Reparieren vernetzen

Wenn gerade kein Repair Café in der Nähe ist, hilft das Internet weiter. Die größte Online-Gemeinschaft fürs Reparieren heißt iFixit. Sie vernetzt Menschen auf der ganzen Welt und zeigt ihnen, wie sie Schäden und Defekte ganz einfach selbst beheben können. Mittlerweile bietet die Plattform mehr als 60.000 kostenlose Schritt-für-Schritt-Reparaturanleitungen für mehr als 21.000 Geräte an und hat weltweit rund zehn Millionen Nutzerinnen und Nutzer. 


Neu kaufen muss also nicht immer die billigere Lösung sein. Außerdem hat es doch einen ganz besonderen Charme, vielleicht sogar Gegenstände von den Großeltern oder Eltern zu reparieren, oder zu upcyclen. Denn sie sind viel individueller und mit ihnen verbinden wir meist mehr als mit neuer Stangenware.